Am 03. September wurde unsere Aula zu einem ganz besonderen Ort: Still, aufmerksam und voller Spannung lauschten alle 10. Klassen sowie die Leistungskurse Geschichte der Jahrgangsstufen 11 und 12 den Worten eines Mannes, der erlebt hat, was viele nur aus Schulbüchern kennen.
Ernst Krakenberger, 1940 in den besetzten Niederlanden geboren, zog mit dem Titel seines Vortrags „Eine Überlebensgeschichte“ die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler sofort auf sich.
Ernst Krakenberger stammt aus einer jüdischen Familie, welche während des Zweiten Weltkrieges verfolgt wurde. Inmitten der Bedrohung durch die Nationalsozialisten trafen Krakenbergers Eltern eine schwerwiegende, aber für ihr Kind lebensrettende Entscheidung: Sie vertrauten ihren Sohn der befreundeten, christlichen Familie Stockmann an. Dort wurde Krakenberger als unehelicher Sohn der damals siebzehnjährigen Maja Stockmann ausgegeben. Krakenbergers Eltern überlebten die Deportation in vier Konzentrationslager. Nach Kriegsende im Jahr 1945 kehrten sie zu der Familie Stockmann zurück und holten ihren Sohn wieder zu sich.
Viele Jahre später, zu seinem 50. Geburtstag, erhielt Krakenberger von Maja Stockmann einen bewegenden Brief. Darin offenbarte sie ihm erstmals die Details dessen, wovon Krakenberger als seiner „Überlebensgeschichte“ spricht. Gerade die Erlebnisse während des sogenannten Hungerwinters und unter der deutschen Besatzung 1944/1945 werden sehr eindringlich dargestellt. Stockmann offenbarte in dem Brief aber auch die Details einer von Menschlichkeit geprägten Zeit, welche sie und Krakenberger nun für immer miteinander verband.
Trotz des schweren Themas sprach Krakenberger mit Wärme, Klarheit und einer beeindruckenden Ruhe. Die Schülerinnen und Schüler hörten gebannt zu. Auch die anschließende Fragerunde wurde rege genutzt, um tiefer in die Geschichte und die subjektiven Erlebnisse Krakenbergers einzutauchen. Dabei wurde klar: Es geht nicht nur um Geschichte, sondern um Verantwortung, Menschlichkeit und Zivilcourage.
Was bleibt, ist mehr als eine Erinnerung und mehr als eine Geschichtsstunde: Krakenberger ermöglicht eine bewegende Begegnung mit der Vergangenheit und endet mit einer eindringlichen Botschaft an die Zukunft: Seine Worte mögen als Mahnung, Inspiration und Appell für ein verantwortungsvolles Miteinander gelten.
Artikel von Emilia Icks (10b), mit Ergänzungen von Tim Köhn (11 E LK 1) und Elion Demi (11 M LK 1)
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