Anlässlich des „Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar 2024 kam der Landtag Rheinland Pfalz in Mainz zu einer Sondersitzung zusammen, um der unzähligen Menschen zu gedenken, die unter der Hitler-Diktatur in den Jahren zwischen 1933 und 1945 verfolgt worden waren.
In diesem Jahr standen dabei auch Opfergruppen, welche erst 2020 als solche anerkannt wurden, im Fokus, wobei sich auch die Forschungen unseres Lehrers Dr. Markus Müller als wichtig herausstellten. So wurden zwei seiner Grundkurse Geschichte dazu auserkoren, Forschungsergebnisse und durchgeführte Unterrichtsprojekte im Landtag vor den Augen der Abgeordneten und tausender Zuschauer zu Hause vor den Fernsehern vorzustellen.
Die Vorgeschichte reicht lange zurück: Langjährige Forschungen unseres Lehrers wurden im Geschichtsleistungskurs des Abiturjahrgangs 2022 erstmals ausführlicher unterrichtlich genutzt, der unter Anleitung selbst Lebensläufe aufarbeitete und in der Westerwälder Zeitung sowie im Jahrbuch des Westerwaldkreises veröffentlichte. Später durfte sich auch der Geschichtsgrundkurs des Abschlussjahrgangs 2024 beteiligen und später kam auch der des Jahrgangs 2025 hinzu. Beide entwarfen Gedenktafeln für Opfer des NS-Regimes, welche in die Realität umgesetzt wurden. Herrn Müllers Forschungen erweckten schon letztes Jahr größere Aufmerksamkeit und sorgten u.a. für eine Einladung in den Landtag. Für den Abijahrgang 2025 war es nun der erste Besuch im Parlament, für den Jahrgang 2024 schon der zweite; aber dennoch, einem Schüler aus der Jahrgangsstufe 13 zufolge, wären es beide Male unvergessliche Erlebnisse gewesen. Andere Schülerinnen und Schülern unterstützen diese Aussage: „Wir haben großes Glück gehabt, diese Chance insbesondere dank Herrn Müller wahrzunehmen und uns für solche unerlässlichen Themen einzusetzen und an diesen auch aktiv mitzuwirken.“
Am 27. Januar 2024 hieß es für die Schüler früh aufzustehen (für einen Samstag zumindest), da sie dem getakteten Zeitplan des Landtags gerecht werden mussten. Neben den musikalischen Mitwirkenden des Landesmusikgymnasiums Montabaur, die wir als gute Nachbarn gerne hier erwähnen, waren die Schülerinnen und Schüler des Mons-Tabor-Gymnasiums die einzigen anwesenden Jugendlichen aus dem ganzen Bundesland, was die Einladung zu einer ganz besonderen Ehre machte. Beinahe hätte ein Stau bei Idstein das ganze Programm durcheinandergebracht, aber unser Busfahrer behielt die Nerven und ermöglichte uns einen ungeplanten Abstecher nach Wiesbaden. Vor Ort in Mainz wurde unsere Gruppe erst einmal mit einem Frühstück versorgt, ausgenommen davon waren die sechs, die später vor dem Landtag sprechen sollten, da diese sofort zum „Verkabeln“ mussten, also jeweils ein Mikrofon bekamen. Anschließend ging es direkt zur „Maske“ wobei unsere Redner nur abgepudert wurden, um ein besonders gutes Erscheinungsbild auf den Bildschirmen der SWR-Zuschauer zu liefern. Dort stießen die Schülerinnen und Schüler auf den Landtagspräsidenten Hendrik Hering, mit dem sie sich nett unterhielten, und auf die stellvertretende Ministerpräsidentin Katharina Binz. Weil Frau Binz den Jugendlichen den Vortritt in der Maske ließ, konnten auch sie eine Kleinigkeit verzehren, was aber auch schnell gehen musste, weil ein Foto mit der stellvertretenden Ministerpräsidentin folgte, sobald alle fertig waren. Um zu überprüfen, ob mit den Mikrofonen alles stimmt, wurde eine Generalprobe durchgeführt, bei der alles gut verlief.
Als alle angereisten Kursmitglieder auf die Tribüne und die Redner auf ihre Plätze im Plenum geführt wurden, war klar, dass es nun ernst wurde. Im Anschluss folgte die Liveübertragung der Gedenkveranstaltung mit aufklärenden und ermutigenden Reden von Landtagspräsident Hendrik Hering, dem Zeitzeugen 2.0 Alfons Ludwig Ims, Professor Nonnenmacher und der stellvertretenden Ministerpräsidentin Katharina Binz. Insbesondere die letzten beiden gingen auch auf den erfolgreichen Auftritt unser sechs Redner und die Projekte beider Grundkurse ein.
Für Interessenten: In der ARD-Mediathek und in YouTube können die Gedenkveranstaltung sowie der Auftritt unserer Gruppe ab Minute 58:38 bzw. 1:08:53 noch gesehen werden:
https://www.youtube.com/watch?v=9AvOCv5pg3U
Die Kernaussage, nach der alle Vortragenden strebten, war die Verdeutlichung, dass eine aktivere und stärkere Verbindung mit der Erinnerungskultur und Vergangenheitsbewältigung der NS-Zeit nur erreicht werden kann, wenn Aufklärung attraktiv, verständlich und so oft wie möglich im unterschiedlichen Rahmen stattfindet und besonders auch jüngere Generationen erreicht werden. Diese können besonders dazu beitragen, dass vergangene Fehler nicht wiederholt werden und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt wird. Dabei liegt die Voraussetzung darin, dass wir aller Gruppen, die vom NS-Regime verfolgt wurden, gedenken, da dem ersten Artikel unseres Grundgesetzes zufolge auch deren Würde unantastbar ist. Die Biografien der NS-Opfer gehören unabdingbar mehr erforscht und beleuchtet, um einer angemessenen Erinnerungskultur und Vergangenheitsbewältigung gerecht werden zu können.
Präsident Hendrik Hering bedankt sich in seinem Schlusswort im Namen des Landtags Rheinland-Pfalz u.a. für den bewegenden Beitrag der Schülerinnen und Schüler des MTG und würdigte insbesondere auch das Engagement in der Gedenkarbeit von Herrn Dr. Müller. Diese Leistung sei für ganz Rheinland-Pfalz ein Vorbild. Der heutige Schülerbeitrag werde mit ziemlicher Sicherheit den Abgeordneten, den Gästen und den Fernsehzuschauern noch lange in Erinnerung bleiben.
Nach der Gedenkveranstaltung war es den Mitwirkenden möglich, längere Gespräche mit dem Landtagspräsidenten Hendrik Hering, der Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig und Bildungsstaatssekretärin Bettina Brück, der Abgeordneten unseres Wahlkreises Jenny Groß und weiteren Anwesenden zu führen, was sich die MTG-Schüler nicht entgehen ließen. Bildungsministerin Hubig zeigte sich sehr beeindruckt von der schulischen Gedenkarbeit und kündigte an, den Geschichtsunterricht von Herrn Müller persönlich zu besuchen: „Ich komme zu Ihnen nach Montabaur und möchte selbst sehen, wie Sie das machen.“
Nach einem langen, aufregenden Tag holte der Busfahrer die Schülerinnen und Schüler und Herrn Müller wieder zur Heimfahrt ab. Allen war am Ende bewusst: Der eingeschlagene Weg der vollständigen Aufarbeitung ist längst nicht zu Ende und bringt weitere Herausforderungen. An diesem 27. Januar 2024 haben wir einen großen Schritt mit deren Umsetzung im nördlichen Rheinland-Pfalz gemacht.
Helin Yitmez (12GG4), Maxim Chetchouga (13GG3)
Nachtrag: Wir erhielten im Nachgang zahlreiche Würdigungen, unter denen die Dankesbriefe von Landtagspräsident Hering und der Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hachenburg, Gabriele Greis, hier besonders erwähnt werden sollen.
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